Banale und einfache Erkenntnis: Dealer, Gangster und Mörder sind auch nur Menschen. Das eigentliche Kunststück ist es nun, den Drahtseilakt zwischen Verurteilung und Glorifizierung hinzubekommen, um eben genau das Menschliche zeigen, was in anderen Filme zugunsten der reißerischen Männergeschichte oftmals ausgespart wird.
Im Krimidrama “The Drop” setzt der belgische Regisseur Michaël R. Roskam dabei vor allem auf das Stilmittel der Reduktion: keine ausufernde Gewaltszenen, keine großen Liebesgefühle, keine allzu kranken Charaktere, die ebenso ruhig handeln wie der Film gedreht ist. Und das Experiment gelingt aus mehreren Gründen. Zum einen weil Drehbuchautor Dennis Lehane (Mystic River, Shutter Island) schon immer die etwas intelligenteren und komplexeren Genregeschichten geschrieben hat und zum anderen weil die Besetzung des Films großartig ist. So mimt Tom Hardy einen Barbetreiber, der nur das Nötigste spricht, sich rührend um einen Hund kümmert, dennoch aber auch zwiespältige Geheimnisse zu haben scheint. Der verstorbene James Gandolfini ist als dessen Cousin ebenso in der halblegalen “Money drop”-Bar angestellt und bekommt mit seiner letzten Rolle einen würdiger Abschied. Und Noomi Rapace ist sowieso immer gut.
Natürlich ist “The Drop” keine Krimirevolution um illegale Geld- und Mafiageschäfte, aber man muss ja das Rad auch nicht immer neu erfinden. So stecken die Tücken und Verstrickungen der Geschichte um die Brooklyner Bar und ihre Besitzer eher im Detail und viele Zusammenhänge um das kriminelle Netzwerk drumherum oder lokale Kiezgeschichten werden bewusst nebulös gehalten. Der Stimmung des Film tut das gut, auch wenn selbstverständlich ein, zwei, drei Leute draufgehen. Ist nicht schön, musste aber anscheinend sein.
© Geschrieben für Mit Vergnügen, Foto von Twentieth Century Fox