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The Purge: Anarchy

Kinostart: 31. Juli 2014

The Purge: Anarchy

Man muss zugeben, das dystopische Gedankenspiel hat seinen Reiz, auch wenn man als überzeugter Pazifist maximal drei Mücken pro Jahr was zu Leide tut: Alle 12 Monate gibt es eine Nacht, “The purge night”, in der jegliche Gesetze von den “Neuen Gründervätern Amerikas“ außer Kraft gesetzt und somit alle Verbrechen – inklusive Mord – legalisiert werden. Nur ranghohe Regierungseamte dürfen nicht mit Mitleidenschaft gezogen und Schusswaffen höher als Stufe 4 nicht eingesetzt werden. Soweit das formale Regelwerk.

Im Film sieht das dann so aus: Um die Kriminalitätsraten und Arbeitslosenzahlen so niedrig wie möglich zu halten, soll sich die Gesellschaft ein­fach­heits­hal­ber selbst “säubern”. Je mehr Mob und Fußvolk also getötet wird, umso besser. Reiche verbarrikadieren sich zum Schutz hinter Hightechsystemen oder waschen sich auf die wohlhabende Weise rein, ohne sich dabei die Hände dreckig zu machen. Im Gegenzug ziehen Frustrierte, Rachesüchtige, Gewaltbereite und Anarchisten durch die Straßen der Städte und treiben ihr Unwesen. Blutig wird es allemal.

Soweit so unspannend aber auch. Was “The Purge 2: Anarchy” allerdings trotzdem interessant macht, sind völlig andere Sachen als die sehr konstruiert wirkende Geschichte des Films: Zum Beispiel die grandiose Inszenesetzung der Musik, ein paar wirklich gute Kameraeinstellungen, die an eine gewisse Ästhetik von zeitgenössischen Computerspielen erinnert und natürlich der Abspann, der die gesellschaftskritische Note des Films in zwei Minuten besser zusammenfasst als die 100 davor.

Klar, “The Purge” ist ein Horrorthriller für 16 bis 22-Jährige, aber die aufgeworfenen Fragen beschäftigen – wenn man sie unterschwellig findet – doch nachhaltig: Wer darf über Leben und Tod in unserer Gesellschaft bestimmen? Wo fängt Selbstjustiz an? Führt Anarchie wirklich zu Chaos, Gesetzlosigkeit und Gewaltexzessen? Für was brauchen wir überhaupt Waffen? Wie weit treiben wir unseren Sicherheitswahn noch voran? Gibt es totale Sicherheit überhaupt? Und wovor? Vor uns selbst? Und ist der Mensch eigentlich per se böse?

Antworten gibt es keine.

© Geschrieben für Mit Vergnügen, Foto von Universal Pictures

28.07.2014

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