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Philomena

Kinostart: 27. Februar 2014

Es geht um Sex, Leid und Sünde. Um Familie, um das Getriebenwerden und der zutiefst religiösen Frage, was einen guten Menschen ausmacht. Und vor allem: Was einen Schlechten? Und wiederum damit einhergehend als Konsequenz, wie dieser möglichst gerecht – sprich hart – bestraft werden kann. Es klingt wie das bedrückte Fazit des parallel anlaufenden dunklen Seelentrips aus Lars von Triers Nymph()maniac, aber doch handelt es sich um den Film Philomena.

Auf den zweiten Blick sind die Parallelen erstaunlich und doch ist es schade, dass zwischen Berlinaletrubel, dem beginnenden Oscar-Warmlaufen und dem ganzen angeblichen Pornohype um Nymph()maniac Stephen Frears Drama ziemlich untergeht. Klar, es gab vorab keine inszenierten Sexskandale, keinen beleidigten Regisseure (Lars von Trier mit Pressemaulkorb) und postpubertäre Hollywoodstars (Shia LaBeouf mit Tüte überm Kopf) und auch keine ach so obszönen Filmplakate mit Orgasmusfotos. Philomena ist kein Skandalfilm.

Unterm Strich ist das natürlich gut und vor allem wesentlich authentischer, aber doch wird das Problem sehr direkt deutlich: Philomena buttert sich selbst unter. Dass eine Nonne ihrer sexuellen Lust nachgeht und schwanger wird, wäre schon der erste Skandal. Der Zweite, dass ihr das Kind weggenommen, von Irland in die USA zu Pflegeeltern gegeben wird (möglicherweise gegen Geld) und dass die Kirche diese gängige Praxis jahrzehntelang vertuscht, ist wahrscheinlich auch nur die halbe Wahrheit.

Philomena thematisiert all das und portraitiert die Suche der traumatisierten Mutter nach ihrem Sohn, die auch 50 Jahre danach trotz allem ihren Glauben nicht verloren hat. Begleitet wird sie dabei vom launischen Journalisten Martin Sixsmith, der gern seine Überheblichkeit mit britischem Humor untermalt. Aber genau in diesem Punkt liegt wiederum die eigentliche Stärke des Films: Bei aller Schwere der Thematik bleibt der Film stets menschlich, driftet nie in Religionstheorien ab und wird durch die kleinen Gesten und bissigen Kommentare der beiden Hauptakteure so zugänglich und ehrlich. Die Geschichte beruht ja auch auf einer wahren Begebenheit.

© Geschrieben für Mit Vergnügen

23.02.2014

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