Ein einfacher Satz: “Suchmaschinen verraten nicht, was wir denken; Suchmaschinen verraten, wie wir denken.”
In dieser fast beiläufigen Aussage zu Beginn des Science-Fiction-Dramas “Ex_Machina” steckt so viel Wahrheit, so viel Zukunftsvision und gleichzeitig so viel Angst und Schrecken, dass diese symbolisch für den gesamten Inhalt des Films gewesen werden kann: Dabei geht um einen schwerreichen Chef des Suchmaschinenimperiums Blue Book (ein Schelm, wer dabei an Google denkt!), der abgeschirmt in einem architekturpornografischen Forschungslabor lebt und eine möglichst menschenähnliche Maschine mit künstlicher Intelligenz entwickelt. Für ein Experiment lädt sich CEO Nathan (Oscar Isaac) den jungen Programmierer Celeb (Domhnall Gleeson) ein, den er für die Durchführung eines Turing-Tests benutzt, um zu beweisen, dass Ava (Alicia Vikander) kein Roboter ist.
Selbstverständlich entwickelt Celeb nicht nur Faszination sondern gar Gefühle für die hübsche Ava, natürlich mimt Nathan den jungen, betont lässigen Techniknerd und erwartungsgemäß gerät das experimentelle Gefüge schnell außer Kontrolle – doch entscheidend für das überaus intelligente und packende Regiedebüt des Schriftstellers Alex Garland (The Beach, 28 Days Later) ist die ruhige und stilsichere Erzählweise; stimmungsvolle Bilder verpackt mit zig Metaebenen von der Schöpfungsgeschichte über Macht und Gefühle bis hin zu politischen und datenschutzrechtlichen Fragen der Gegenwart.
Waren die Zukunftsvisionen von Björks Video zu “All Is Full Of Love” (1999) und Spike Jonze “Her” (2013) noch technische Liebesgeschichten, so verweist “Ex_Machina” doch sehr dystopisch auf unseren naiven Umgang mit modernen Kommunikationsmethoden von Suchmaschinen, Kamera- und Sensorentechnik bis hin zu Spracherkennung – alles Entwicklungen, die gerade erst im Anfangsstadium stecken. Noch ist gar nicht absehbar, wie immens wertvoll und naiv die Preisgabe dieser Informationen über das Denken im Allgemeinen ist. Und das ist gefährlicher als jeder noch so “menschliche” Roboter.
© Geschrieben für Mit Vergnügen, Foto von A24 / Universal Pictures