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Offener Brief an Thomas Port zu Werbeblockern

Thomas Port, Geschäftsführer Digital bei SevenOne Media, äußert sich wieder. Dachten wir noch, seine Kolumne bei Horizont.net war ein Ausrutscher, so legt er nun in einem Interview in der Printausgabe der Horizont 16/2014 nach. Über die Geschäftsmodelle der Anbieter von Werbeblockern können wir gern streiten, doch jetzt wird auch gegen den Kunden Front gemacht. Das geht gar nicht und das schreiben wir ihm:

Lieber Thomas Port,

ich verstehe ja, dass Sie als Digitalchef bei Seven One Media alles auf Klicks, Unique Visits und hundert andere Zahlen geben müssen, das ist Ihre Währung. Aber: Für wie doof halten Sie eigentlich ihre Kunden?

„Werbeverweigerung bedroht auf lange Sicht den Content und viele Arbeitsplätze. Das müssen wir den Nutzern bewusst machen.“

Wenn ich sowas lese, dann fühle ich mich doppelt angesprochen, weil ich nicht nur Ihren Arbeitsplatz gefährde, sondern scheinbar auch meinen eigenen. Ich mache auch Werbung im Internet. Gleichzeitig wissen Sie doch selbst, dass das eine ganz miese Gangart ist, dem Kunden die Schuld in die Schuhe zu schieben. Auch ich nutze einen Werbeblocker, weil Banner, um die aus Versehen Webseiten herum gebaut wurden, nerven. Und würde es Werkzeuge geben, dass ich Werbung in Magazinen automatisch überblättern könnte oder Werbeclips im TV übersprungen werden, dann würde ich diese auch nutzen. Klar, über die Machenschaften der Eyeo GmbH kann man diskutieren, aber das schlechte Gewissen hält sich bisher in Grenzen.

Ich weiß auch, dass Moderatoren der ProSiebenSat.1 Media AG oder wo auch immer Geld kosten, dass der Kameramann mit Geld bezahlt wird, die Technik, Sie selbst und auch die Weihnachtsfeier finanziert werden müssen. Wenn aber der Schuh drückt, dann bin nicht ich Schuld oder viele andere Menschen auf ihrer Webseite, sondern Sie und Ihr Produkt.

Aktuell stecken Sie Christoph Maria Herbst in seine Paradorolle als Stromberg, um Werbung gegen den AdBlocker Plus zu machen. Eine lustige Idee, Stromberg geht immer. Aber genau diese Serie zeigt doch, dass guter Inhalt immer und egal wo finanziert werden kann und somit Arbeitsplätze sichert. Der Stromberg-Film erreichte ein grandioses Crowdfunding-Ergebnis, der Kunde hat ordentlich Geld in die Kasse gespült. Gute Arbeit.

Also versuchen Sie doch bitte in Zukunft weiterhin mit guten Inhalten und Produkten beim Kunden zu punkten, entwickeln Sie Formate, Sendungen, Ideen, Geschäftsmodelle, Kampagnen, Zahlungsmethoden oder was auch immer, die mich als Konsumenten animieren, Ihnen mein Geld anzuvertrauen. Dazu sind auch sehr viele andere bereit.

Verteufeln Sie aber bitte nicht die legale Technik und erst recht Ihre eigenen Kunden. Vorgeschaltete Werbung bei Youtube ist weiß Gott nicht der Heilsbringer und ich bin obendrein nicht für Ihren Arbeitsplatz verantwortlich.

Danke & viele Grüße,
Christoph Schwarze

24.04.2014

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